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Hypertrophe Narbe

Generelles zur Wundheilung:
Nach dem Stechen werden Bindegewebszellen am Wundrand aktiviert. Diese geben Zellen sowie verschiedene Gewebshormone in die Wunde ab, was zunächst zu einem Verkleben der Wunde führt und anschließend zur Heilung. Dabei entsteht immer Narbengewebe im Inneren der Haut, nur so kann sich ein Stichkanal bilden. Aus diesem Grund spürt man bei jedem Piercing auch nach der Abheilung immer noch eine leichte Verdickung, diese ist der Stichkanal und ist völlig normal.

In manchen Fällen kommt es aber zu einer Wundheilungsstörung, der hypertrophen Narbenbildung. Diese kann behandelt werden, ist meistens schmerzlos, aber lästig und bildet sich nach richtiger & konsequenter Behandlung in fast allen Fällen zurück. Unbehandelte Narben bleiben jedoch oft unwiderruflich zurück.

Der Abheilungsprozess:
Ein frisches Piercing benötigt einen längeren Stecker, weil die Hautstelle anschwillt. Man darf nicht vergessen, dass ein Fremdkörper in ein vorher unversehrtes Gewebe platziert wird. In den ersten Monaten nach dem Stechen muss man besonders Acht geben das Piercing nicht zu reizen und dass Textilien, Haare etc. so wenig wie möglich am Piercing hängen bleiben. Sobald die Schwellung abklingt, steht der Stecker sehr weit ab, was zu einem vermehrten Hängenbleiben führt und das Piercing kann durch große Belastungen, wie Schlafen schief werden. Die hypertrophe Narbe wird dann gebildet, weil das Gewebe versucht, den übermäßigen Zug auszugleichen und die Wunde immer weiter mit überschießendem Narbengewebe schließt.

Um die Bildung einer hypertrophen Narbe und eine generelle Schiefstellung zu vermeiden, muss zum ersten Mal nach 6-8 Wochen ein kurzer Stecker eingesetzt werden, das nennt man ‘Downsizing’. In manchen Fällen geht die Schwellung nur langsam & stückweise zurück, weswegen man in den ersten Monaten öfter ein Downsizing machen muss. Das Kürzen des Steckers ist immer dann notwendig, wenn der Piercingschmuck 1 bis 2 mm aus dem Kanal steht. Dafür kannst du jederzeit eine ‘Kontrolle/Wechsel’ buchen.

Habe Geduld! Ein Ring kann oft erst nach mehreren Monaten, oft sogar erst nach einem Jahr getragen werden.



Die Wundheilungsstörung - hypertrophe Narbenbildung:
Hypertrophe Narben wurden früher oft ‘Wildfleisch‘ genannt und sind wulstartige Narbenbildungen mit rötlicher Oberfläche, die oft wie eine Blase aussehen. Sie werden durch ein übermäßiges Wachstum von Bindegewebszellen (Kollagen) gebildet. Eine Blase wäre mit Flüssigkeit gefüllt, das ist die hypertrophe Narbe nicht.

Diese Überproduktion an Kollagen kann sich solange bilden, wie die Wundheilung aktiv ist, also manchmal auch noch nach mehreren Monaten, außer das Piercing ist schon abgeheilt. Meistens bildet sie sich in den ersten 6 Monaten nach dem Stechen, selten kommt es zu einer spontanen Rückbildung. Deswegen sollte nach dem Auftreten unbedingt der Termin 'Problembehandlung/Troubleshoot' gebucht werden.

Grundsätzlich können hypertrophe Narben überall am Körper und an jeder neuen Wunde auftreten, trotzdem kommt es bei den Knorpel-Piercings am häufigsten vor. Dazu gehören alle Ohrknorpel-Piercings, das Nostril-Piercing und bei stärkerer Verknorpelung der Nasenscheidewand auch das Septum-Piercing. Bei Brustwarzen- und Bauchnabelpiercings treten hypertrophe Narben auch manchmal auf, wenn wegen der Anatomie die Abheilung schwieriger ist. Mit einem frühen Behandlungsstart oder im schlimmsten Fall dem Entfernen des Piercings bilden sich hypertrophe Narben eigentlich immer zurück. Das Entfernen sollte aber unbedingt erst nach Absprache mit uns durchgeführt werden.

Behandlung:
Wenn du eine hypertrophe Narbe an deinem Piercing entdeckst, dann buche bitte bald den Termin 'Problembehandlung/Troubleshoot'. Wir entscheiden dann anhand des individuellen Zustands die weitere Vorgehensweise. Die hypertrophe Narbenbildung kann sich durch verschiedene Änderungen verbessern. Beispiele dafür sind: die Anpassung der Steckerlänge, ein Stab aus höher poliertem Titan, die Verwendung einer bestimmten Narbensalbe & die Anpassung der Pflegeroutine, sowie das Verwenden der Silikonplatten ‘NoPull Piercing Disc® ’.

Behandlung mit NoPull Piercing Disc®:
Die Behandlung mit Silikonplatten wird von uns im Studio durchgeführt und muss meistens alle 6-8 Wochen wiederholt bzw. kontrolliert werden. Wir setzen Silikonplatten ein und passen oft auch die Länge des Steckers an, also nimm bitte immer alle deine Piercingstecker zum Termin mit, falls vorhanden. Ansonsten haben wir natürlich Stecker in allen Längen lagernd. Der Druck auf das Narbengewebe vermindert die Blutversorgung im Narbengewebe und vermindert die Bildung von überschüssigem Kollagen. Silikone bewirken Wassereinlagerungen in der Narbe, wodurch sie weicher, dünner & flacher wird. Nach und nach wird der Kollagenüberschuss abgebaut und verkleinert sich bis schließlich normale, starke Gewebszellen das Kollagengewebe ersetzen und wieder eine normale Färbung annehmen. Während dieser Behandlung ist ein leichtes Druckgefühl & eine erhöhte Sekretabsonderung völlig normal. Die genauen Behandlungs- und Pflegeschritte erklären wir dir individuell bei deinem Termin, da sie manchmal variieren.

Behandlung mit Contractubex®:
Silikonhaltige Gels & Salben führen in manchen Fällen auch zu Erfolgen. Nach Begutachtung im Studio oder manchmal auch online via Fotos empfehlen wir bei gewissen Voraussetzungen das Contractubex® Gel. Am besten ist aber immer einen Termin zu buchen, damit wir die Anwendung zusammen besprechen können. Bei falscher Anwendung kann es nämlich zu einer Verschlechterung führen. Der in diesem Gel enthaltene Zwiebelextrakt wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und hemmt dadurch die überschießende Narbenbildung, das Silikon bewirkt den Abbau von Kollagen.


Schief & Gerade



Klein



Mittel



Groß



Platten

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